Aufführung am Dienstag, 4. Juli und Donnerstag, 6. Juli 2017, 19:30 Uhr, Aula SZ Süd

Vom professionellen Theaterbetrieb lernen: Faust I ist derzeit eine Pflichtlektüre für alle Schüler/-innen, die in NRW Abitur machen wollen – zumindest bis einschließlich 2019 – und findet sich daher auf vielen Spielplänen von Theatern in NRW und so wollten wir auch diese Synergie nutzen, denn alle Mitglieder unseres Literaturkurses (SPER) der Jgst. Q1 kennen Faust I von J. W. von Goethe auch über ihren Deutschunterricht sehr genau, ebenso wie große Teile unseres Publikums (SuS der Jgst. Q1 & Q2). Für die SuS der Jgst. 9 und 10, die Faust I noch behandeln werden, bietet unsere Aufführung daher einen willkommenen Einblick in die Faust-Thematik.
Die SuS unseres Literaturkurses wollten von Anbeginn nicht (nur) fertige Texte auswendig lernen und bei einem „alten“ Stück die Sprache modernisieren bzw. übersetzen. Beides ließ sich bei Faust I verwirklichen, der unserer Meinung nach im Original aus diversen Gründen so nicht mehr spielbar ist. Es war also von Anfang an eine reizvolle Aufgabe bei der Kürzung und Umarbeitung von Szenen im Kollektiv literarisch gestaltend aktiv zu werden. Dabei wurde dramaturgisch „ganzheitlich“ gearbeitet, d.h. Text und Schauspiel parallel entwickelt – oft zunächst über Improvisationen; die Regie wurde kollektiv wahrgenommen.
Durch das Spielen und die Konstruktion von neuen Szenen, die im Original entweder als Botenbericht indirekt vorkommen oder der Kürzung zum Opfer fielen (Ellipse), öffnete sich weiterer kreativer Raum.
Hinzu trat die Teilung der Rollen Faust, Mephisto und Gretchen, die vielen schauspielerisch begabten SuS eine Hauptrolle sicherte, welche aber auch im originalen Stück durch eine entsprechende Verwandlung angelegt ist. Die drei Engel, welche im Original nur im Prolog vorkommen, treten bei uns als Ratgeber und moralisch-christliches Gewissen öfter in Erscheinung, aber ganz vergeblich:
Faust und Gretchen wollen einfach nicht auf sie hören und rennen in ihr Verderben.
Trotz der dramatischen Geschichte kommt Humor in allen Facetten nicht zu kurz.
Ganz traditionell will unsere Aufführung unterhalten und bilden – ein Spagat, der auch den „Theaterdirektor“ (d.h. den Kursleiter) in seinem Monolog zunächst verlegen macht, welcher aber durch die Ausrichtung am Konzept eines epischen Theaterstücks lösbar erscheint. Dr. Stephan Sperlich, 6/2017