„Drum immer weg mit ihnen!“ Wer hätte das gedacht, dass dieser Satz ausgerechnet von Martin Luther stammt. Ein Rauswurf, ein Ausschluss, eine Missachtung von Menschen jüdischen Glaubens. Kaum zu glauben, dass er, der große und in diesem Jahr besonders gefeierte Reformator, der Gottes grenzenlose und bedingungslose Liebe zu allen Menschen vor 500 Jahren neu entdeckte und leidenschaftlich verkündigte, auf einmal von so viel Feindseligkeit erfüllt war und entsprechende Äußerungen von sich gab. Dabei gäbe es das Christentum ohne das Judentum überhaupt nicht. Das wusste natürlich auch Martin Luther. Doch das hielt ihn nicht von einer Schrift ab, in der er entsetzliche Maßnahmen befürwortete, was vor allem in der NS-Zeit verheerende Auswirkungen hatte. Wie kam es dazu? Dieser Frage ging die 9c nach. Sie besuchte die Wanderausstellung „Luthers Sündenfall gegenüber den Juden“ des hessischen Arbeitskreises „Im Dialog“ in der Offenen Kirche St. Simeonis in Minden. Durch die Ausstellung führte Pfarrer Andreas Brügmann, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Minden. Er erzählte den Schülerinnen und Schülern zunächst von dem Namensgeber der Kirche St. Simeonis, dem Heiligen Simeon von Trier, der im 11. Jahrhundert als Pilgerführer im Heiligen Land die Idee des friedlichen Pilgerzugs prägte, indem er Menschen unterschiedlichen Glaubens miteinander ins Gespräch brachte und ihnen half, ihre Vorurteile zu überwinden. Genau dazu sollte auch die Ausstellung dienen. So nahm anfangs auch Martin Luther, wie die Schülerinnen und Schüler erfuhren, in seiner Schrift „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ von 1523 die Juden gegen Vorurteile, die es schon lange vor ihm gab, in Schutz. Dabei hoffte er, dass die Juden sich zu Jesus Christus bekehren würden. Aber das taten sie nicht. Darüber geriet Martin Luther außer sich vor Wut und „explodierte“ förmlich in seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1543, in der er u.a. zur Verbrennung der Synagogen riet, was später die  Nationalsozialisten umsetzten. Sie beriefen sich dabei auf Luther, verschwiegen, übersahen oder vergaßen jedoch, dass Luther im Gegensatz zu ihnen keine rassistischen Beweggründen leiteten. Im November 2015, so konnten es die Schülerinnen und Schüler auf der letzten der insgesamt zwölf Ausstellungstafeln lesen, bekundete die EKD-Synode: „Luthers Sicht des Judentums und seine Schmähungen gegen Juden stehen nach unserem heutigen Verständnis im Widerspruch zum Glauben an den einen Gott, der sich in dem Juden Jesus offenbart hat. Sein Urteil über Israel entspricht demnach nicht den biblischen Aussagen zu Gottes Bundestreue gegenüber seinem Volk und zur bleibenden Erwählung Israels.“

 

In der Woche vom 16.10.17 bis zum 20.10.17 wird eine Ausstellung in der Aula zu sehen sein. Schülerinnen und Schüler unserer Schule präsentieren, was sie im Blick auf das diesjährige Jubiläum 500 Jahre Reformation bewegt, woran sie dabei denken und was ihnen dazu einfällt.