Mit Eintritt in das vermutlich letzte und entscheidende Kalenderjahr ihrer schulischen Laufbahn übten sich 52 Schülerinnen und Schüler der Physik-Leistungs- und Grundkurse der JgSt. Q2 bereits früh im Januar im Tunnelblick. Dafür nahmen sie einen langen Anlauf, bevor sie in Hamburgs Untergrund buchstäblich in die Röhre guckten. Die Rede ist von einer - am IKG jährlich durchgeführten - Fachexkursion zum Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) in Hamburg, um sich vor Ort von Experten der Physik über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Elementarteilchen sowie allerneueste Erkenntnisse aus der Röntgenphysik informieren zu lassen und dabei auch einen an-schaulichen Ausflug in die Geschichte der Beschleunigertechnik zu unternehmen.

Das DESY zählt bereits seit den siebzigerJahren des vorigen Jahrhunderts zu den weltweit führen-den Teilchenbeschleunigereinrichtungen, in denen man sich seit jeher der Frage „was die Welt im Innersten zusammenhält“ zuwendet. Wenn sich auch in den letzten Jahren die Schwerpunkte in diesem bedeutsamen Forschungszentrum deutlich verschoben haben, so ist doch in vielen Augen-blicken des mehrstündigen Besichtigungsprogramms der Atem der Physikgeschichte zu spüren, der auch heute noch aus vielen Hallen des riesigen Geländes strömt. Die Erfolge, die sich jüngst rund um das größte Physikexperiment der Menschheitsgeschichte, den Large Hadron Collider (LHC) in Genf, ranken, wären nicht denkbar ohne viele Jahre erfolgreicher Elementarteilchenphy-sikforschung und Fortentwicklung von Techniken im Beschleunigerbau bei DESY in Hamburg, auch damals schon von einigen Nobelpreisen begleitet.

Und natürlich begegnet man während des Rundgangs auch immer wieder Elementen aus dem Schulunterricht in Physik, angefangen bei elementaren Dingen wie der Bewegung elektrisch gela-dener Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern über komplexe Aspekte der relativisti-schen Physik bis hin zu grundlegenden Methoden der Quanten- und Atomphysik. Der Wiederer-kennungswert ist groß, und diese Tatsache stellt neben dem interessanten Zugewinn an Informati-onen ein wesentliches Element dieses Ausflugs dar. Da zaubert der Vortragende ein Lächeln auf die Gesichter der jungen Leute, die 30 Meter unter der Erdoberfläche Kavitäten, Quadrupol- und Sextupolmagneten, Strahlrohre und kilometerlange Leitungen für den weltgrößten Vorrat an flüssi-gem Helium und somit Physik im wahrsten Sinne des Wortes begreifen dürfen. Und doch ist das alles fast Schnee von gestern … heute ist die Elementarteilchenphysiker-Karawane nach Genf weitergezogen, so dass die verbleibende Forschermeute ihr Heil in neuen Inhalten sucht. Während die Wissenschaft im Laufe von Jahrhunderten gelernt hat, fast das gesamte elektromagnetische Spektrum zu nutzen, um vieles von dem sichtbar zu machen, was sonst dem menschlichen Auge verborgen bleibt, wird schnell klar: darüber ist man längst hinaus! Über 2500 Wissenschaftler auf dem Gelände haben sich neuen Formen des Lichts zugewendet, wenn dort das weltweit stärkste Röntgenlicht erzeugt wird, in Laserqualität, gepulst mit einer Zeitdauer von einem Milliardstel einer Millionstel Sekunde, geeignet, um Filme von biologisch-chemischen Reaktionen auf molekularer Ebene in Zeitlupe zu drehen. Und die Filmapparate stehen auf der Welt größten in einem Stück gegossenen Betonplatte, gut 200m lang, 20m breit, 1m dick, tief im Boden verankert, ohne Verbin-dung mit den umgebenden Gebäudeteilen - auf diesem Ding kann man so genaue Messungen machen, dass die Lastwagen auf der 400m entfernten Straße gar nicht stören, und dennoch heute das Ergebnis etwas anders ist als gestern, nur weil der Mond an einer etwas anderen Stelle steht!!!

Nach diesem Ausflug ist man geflasht!