Auf Elternwunsch informierten am 18.11.2015 ab 18 Uhr im Lehrerzimmer des IKG Vertreter von Drogenberatung sowie Kreispolizeibehörde gut dreißig interessierte Eltern der siebten Klassen über Sucht, Suchtvorbeugung sowie die auch im Kreis Minden-Lübbecke verkauften illegalen Drogen, ihre Wirkungsweise und Gefahren sowie Aussehen und Verkaufsformen.

Das Gefühl, von einer aktuellen Entwicklung - z.B. im Bereich der Technik - „abgehängt“ zu werden, kennen sicher viele.Um einer daraus resultierenden Unsicherheit und Hilflosigkeit vorzubeugen, gab es am IKG bereits Informationsveranstaltungen für Eltern z.B. durch die Cyber Cops im Bereich Internet. Dass es Unsicherheiten und Informationsbedürfnisse auch noch in anderen Bereichen gibt, zeigte sich auf einer Klassenpflegschaftssitzung zu Schuljahresbeginn. Der dort geäußerte Wunsch nach einer professionellen Information über die Entwicklungen auf dem Drogensektor hat dann zur Organisation einer Informations-Veranstaltung zur Sucht-Prävention für die Eltern des siebten Jahrgangs am IKG geführt.
In knapp zwei Stunden boten Frau Awolin von der Drogenberatung Minden sowie Herr Kollmeyer von der Kreispolizei hierzu eine Fülle an Informationen und Anschauungsmaterial.
Gleich zu Beginn ihrer Ausführungen verwies Frau Awolin darauf, dass es im Rahmen von Suchtprävention kein Patentrezept gebe. Vielmehr sei es für besorgte Eltern wichtig, durch ihre eigene Vorbildrolle ebenso wie durch eine Stärkung von Selbstbewusstsein und eine altersgerechte Information der Kinder den Einstieg in eine Suchtkarriere zu verhindern und einen eigenverantwortlichen Umgang auch mit legalen Suchtmitteln zu ermöglichen. Nicht minder wichtig sei es, in der Familie mit den Kindern ständig im Gespräch zu sein und zu bleiben, sei es um herauszuhören, ob durch den Wunsch des Kindes/Jugendlichen, mit anderen befreundet sein zu wollen, eine Drucksituation entsteht, die ein „Mitmachen“ beim Drogenkonsum begünstigen könnte; sei es, um sensibel reagieren zu können, wenn auffällige Verhaltensänderungen aufgrund starken Leistungsdrucks oder im Hinblick auf Abgrenzungstendenzen z.B. durch Veränderungen von Äußerlichkeiten oder durch Vernachlässigung von anderen bislang wichtigen und vertrauten Dingen oder Personen beobachtbar sind. Außerdem bedeutsam sei die Vereinbarung von im Gespräch mit den Kindern begründeten Regeln und Verhaltensvereinbarungen, aber auch deren konsequente Umsetzung: Ein Kind, das Regeln nicht nur vorgesetzt, sondern auch erklärt bekomme und deren Sinn verstanden habe, erhalte so eine zusätzliche Orientierung und einen Halt, der ein Abgleiten in suchthaftes Verhalten erschwere.
Herr Kollmeyer stellte den staunenden Eltern dann den zunehmend vielfältiger und gefährlicher werdenden Drogen-Markt vor. Er betonte, dass die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch die legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin nicht zu unterschätzen sei, ehe er in seinen Erklärungen neben den namentlich bekannteren illegalen Drogen wie Haschisch, Marihuana, Heroin, LSD und Kokain auf den zunehmend wachsenden Bereich von biogenen und synthetischen Drogen wie Crystal, Ecstasy, KO-Tropfen und insbesondere Legal High einging.
Auf Nachfrage von Eltern meinte Herr Kollmeyer, dass die Polizei davon ausgehe, dass es an allen weiterführenden Schulen im Kreis eine Drogenszene gebe. Mit einem Beispiel aus dem vergangenen Jahr - als an einer weiterführenden Schule im Kreis zwei dreizehnjährige als Haupttäter festgenommen wurden - machte der Kripobeamte deutlich, dass man nicht davon ausgehen könne, dass Drogenmissbrauch sich nur in den älteren Jahrgängen abspiele. Im Vergleich mit dem Missbrauchsbild vor zwanzig bzw. dreißig Jahren führte er zudem an, dass es damals entweder die Biertrinker oder die Haschischraucher gegeben habe, heute dagegen ein extrem gefährlicher Mischkonsum von Alkohol, Tabletten, Marihuana etc. zu beobachten sei, durch den die Wirkung sich in kaum vorhersagbarer Weise verstärken könne. Herr Kollmeyer hob ferner im bewussten Kontrast zu Tendenzen in der Politik hervor, dass nach polizeilicher Auffassung Haschisch heutzutage keine weiche Droge mehr sei: während früher der Reinheitsgehalt bei 3% Wirkstoff gelegen habe, würden gegenwärtig 35 % Wirkstoff festgestellt, wodurch es zu einer wesentlich schnelleren psychischen Abhängigkeit von der Droge komme.
Wie Frau Awolin nannte auch Herr Kollmeyer als mögliche Anzeichen von Drogenabhängigkeit die Aufgabe früherer Interessen, einen plötzlichen Wechsel des Freundeskreises, einen durchgängig starken Leistungsabfall sowie ohne „Fahne“ betrunken zu scheinen, nicht ohne augenzwinkernd darauf hinzuweisen, dass einige dieser Veränderungen durchaus auch pubertätsbedingt auftreten könnten.
Mit größtem Interesse wurden zudem von den Eltern die von Herrn Kollmeyer als Anschauungsmaterial mitgebrachten Drogenmuster begutachtet.

Abschließend gab Herr Kollmeyer den Hinweis, dass jemand, der den dringenden Verdacht hätte, dass ein Kind/Jugendlicher Drogen nimmt, und sich lediglich Rat wünscht, mit dieser Bitte an die Drogenberatungsstelle wenden solle, da die Polizei als Strafverfolgungsbehörde dann eine Anzeige aufnehmen und im Hinblick auf eine Straftat ermitteln müsse.
Mit großem Beifall wurden Frau Awolin und Herr Kollmeyer von den Eltern verabschiedet.

Uli Schmidt