Am 26. November 2025 erlebten die 8. Klassen eine besondere Form der Theaterkunst: Ekkehart Voigt präsentierte Friedrich Schillers Wilhelm Tell in einer solistisch getragenen Inszenierung, in der er sämtliche Figuren des Dramas mit nuancenreicher Stimme, präziser Körperarbeit und einem ebenso einfachen wie wirkungsvollen Requisitenwechsel gestaltete – jede neue Rolle markierte er durch das Aufsetzen einer anderen Kopfbedeckung, von Hut über Helm bis Kopftuch, sodass sich vor den Augen der Schülerinnen und Schüler ein vielgestaltiges Figurenensemble formte.
Im anschließenden Gespräch gewährte Voigt Einblicke in die über zwanzigjährige Arbeit an dieser Form des Tell-Spiels. Bemerkenswert war seine Haltung zu den Rollen: Jede Figur erhalte dieselbe Aufmerksamkeit, ungeachtet ihrer moralischen Einordnung. Selbst Gessler werde nicht eindimensional als Tyrann gezeichnet, sondern als Mensch mit Schwächen, Verwundbarkeiten und tragischen Momenten. Empathie, so Voigt, sei ein zentrales Werkzeug des Spiels – nicht um zu entschuldigen, sondern um zu verstehen. Diese Haltung prägte auch die Gesamtinszenierung, die bewusst Ambivalenzen sichtbar machte und Schillers Drama in seiner zeitlosen Vielschichtigkeit zeigte.

Zum Abschluss entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die Frage, ob der Tod Gesslers moralisch gerechtfertigt sei. Voigt nutzte diesen Moment für einen eindringlichen Appell: Meinungsfreiheit sei ein Privileg und zugleich eine Verpflichtung. Dass ein Publikum darüber offen diskutieren könne, sei keineswegs selbstverständlich. Wer mit etwas nicht einverstanden sei, solle Haltung zeigen, seine Stimme nutzen und für Überzeugungen einstehen – damit Freiheit nicht schleichend an Bedeutung verliere. Dieser Gedanke hallte spürbar nach und bildete den eindrucksvollen Abschluss eines Theatererlebnisses, das Sprache, Spiel und Reflexion auf besondere Weise miteinander verknüpfte.